West-Tadschikistan: Dushanbe - Khorog

Tadschikistan: hohe Berge und kühle Temperaturen

Nach den Wochen im Iran, in Turkmenistan und Usbekistan in häufig trocknen Ebenen bei grosser Hitze waren wir richtig heiss auf die hohen Berge und kühlen Temperaturen. Nachdem wir zum 200'000-sten Mal gefragt wurden "Odkuda?" (Woher seid ihr?) und bei jedem Stopp von Kindern belagert wurden, freuten wir uns auch auf die Abgeschiedenheit im Pamirgebirge, wo wir zwischen 3000 und 4600 Meter Höhe auf- und ab strampeln werden, umgeben von 5000er- und 6000er-Bergen.
In Dushanbe trafen wir wieder auf Mary und Pete. Auch Moniek und Arian aus Holland waren in der gleichen Unterkunft. In einer lustigen Runde bei Rösti und Spiegeleier entschieden wir, dass wir zu sechst das Pamirabenteuer starten wollen. Diese Etappe wird auf unserer Reise wohl eine der anspruchsvollsten sein. Zu sechst kann das schwierig werden, das war uns klar, aber wie sich bald herausstellte, vor allem auch Vorteile mit sich bringen.

Die Pamir-Gang

bild Mit Mary und Pete sind wir schon ca. 10 Tage in Turkmenistan und Usbekistan geradelt. Mit den zwei Künstler aus Guernsey ist für Action gesorgt. Pete schafft es, sein komplettes Material, oder auch Marys Material, (wie er sagt) zu "modifizieren". Fast täglich verabschiedet sich irgendwo eine Schraube am Fahrrad, ein Brillenglas bricht, ein neues Loch taucht in der Hose auf oder die Marmelade läuft in der Tasche aus. Auf dem Weg von Dushanbe nach Khorog gehörten die täglichen Flicksessions schon zum Unterhaltungsprogramm. Nachdem die Männer es am ersten Tag um 10 Uhr morgens geschafft hatten, Pete's Rohloff zu reparieren, nahm Pete zufrieden einen Schluck Cognac, den wir für die Kaffees an den Campingabenden mitgenommen hatten.
bild Moniek und Arian aus Holland sind mit dem Fahrrad unterwegs nach Australien. Seit der Türkei haben wir sie mehrmals getroffen, nur hat es sich bis anhin noch nicht ergeben, zusammen zu radeln. Die beiden Sportlehrer/Outdoorinstructor sind topfit, aber schwer beladen. So können wir in ihrem grossen Zelt (es ist wirklich mind. 3 mal so gross wie unseres) all unser Gepäck verstauen. Und falls es mal ungemütlich kalt oder windig wird, können wir uns im Pamir zu sechst darin verkriechen und sogar indoor kochen.
bild Zwar müssen wir uns nicht mehr vorstellen. Doch auch wir haben so unsere Spezialitäten, die wir beitragen können. Wann auch immer alle müde waren und keine Energie mehr für die vielen immer gleichen Fragen der Einheimischen hatten, wurde "Harry-Smalltalk" (Tobias) vorausgeschickt. Er spielte dann geduldig mit den Kindern, beantwortete die Fragen oder posierte freundlich und charmant bei den mühsamen Militärkontrollen mit den Soldaten für ein Handyfoto. Wenn auch immer jemand schwach war (wir hatten in den letzten Tagen abwechslungsweise mehr oder weniger schlimme Magenverstimmungen) wurde Gepäck umverteilt. Ich übernahm Gepäck von Tobias und er band sich zusätzlich Frontroller hinten auf den Gepäckträger.
Dushanbe - Khorog: auf der südlichen Route entlang der afghanischen Grenze

Um von Dushanbe nach Khorog, dem eigentlichen Beginn des Pamirgebirges, zu kommen, haben wir uns für die südliche Route entlang dem Panj-Fluss an der afghanischen Grenze entschieden. Der Grenzfluss zwischen Tadschikistan und Afghanistan ist ein wildes, reissendes Gewässer, das durch ein tiefes enges Tal rauscht. Auf der Tadschikischen Seite führt eine mehr oder weniger gute Strasse (mal Asphalt, mal Schotter, mal Sand) entlang, auf der wir viele chinesische Lastwagen kreuzen. Auch wenn wir das Gefühl hatten, dass die Infrastruktur hier nicht sehr gut war, wurde dieser Eindruck mit einem Blick auf die afghanische Seite relativiert. Uns kam es vor, als blickten wir 200 Jahre in der Zeit zurück.

Auf der afghanischen Seite führt meist ein schmaler Pfad, zum Teil in schwindelerregender Höhe in eine Felskante eingemeiselt, entlang des Flusses und verbindet die einfachen Lehmdörfchen mit schönen Obstgärten miteinander. Der Pfad kann nur zu Fuss mit Esel passiert werden. Keine Brücke verbindet die beiden Länder auf weiten Strecken. Die Dörfer sind durch die unpassierbaren hohen Berge auch vom Hinterland völlig isoliert. Es ist ein komisches Gefühl, die Afghanen auf der anderen Flussseite sind einerseits so nahe, dass wir uns winken und zurufen können. Aber andererseits sind sie so weit weg und haben keine Chance an fremde Güter zu kommen, wo doch die LKWs fast vor ihrer Nase, aber eben auf der anderen Flussseite, vorbeifahren. bild
Für uns war die Fahrt durch das Panj-Tal sehr eindrücklich. Die Landschaft war so schön, dass wir es genossen gemütlich zu fahren und einfach nur staunen konnten.
erste kulinarische Verzweiflungs-Kreationen

Da die kleinen "Tante-Emma"-Läden in den Dörfern nicht mehr viel Abwechslung zu bieten hatten, trugen wir seit Dushanbe ein Vorrat an "speziellen" Lebensmitteln mit. Mit speziell ist alles gemeint, was nicht Biscuits, Teigwaren und Tomatenpüree ist. Aktuell ist unser Highlight das Nesquik-Schokoladen Pulver, mit dem wir schon kreative Desserts wie Nesquik-Nudeln oder Nesquik-Zucker-Reis getestet haben. Mit Freude kaufen wir, wenn immer vorhanden, abgelaufene Snickers und füllen unsere Zuckerspeicher zusätzlich mit RC-Cola, ColaCola oder Fanto (mehr oder weniger gute Kopien). In Khorog werden wir unsere Essensvorräte ein weiteres Mal füllen für die nächsten zwei Wochen bis zur kirgisischen Grenze.

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Homepage von Mary und Pete: www.twoonfourwheels.com

Homepage von Moniek und Arian: www.worldbybike.nl

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